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Escher-Wyss:

Mehr Swiss Prime, Anwälte, Google, Deutsche.
Weniger Waschmittel, Joghurt, Zahnräder, Italiener.

Von Hanna Züllig
Times have changed: von Steinfels Seife zu Prime Tower.
Ein Rasterpunkt entspricht einer Person. • Deutsche • Italiener

Zürichs Geschichte der vergangenen gut 20 Jahren zeigt die Spuren der Globalisierung und Digitalisierung. Besonders deutlich treten diese im Escher-Wyss Quartier zutage. Der Median des steuerbaren Einkommens ist dort mittlerweile so hoch wie im Seefeld. Die alten Industrien wie Steinfels, Toni, Maag, Sulzer, Escher-Wyss und ABB sind aus der Stadt gezogen oder wurden liquidiert. Gleichzeitig vollzog sich eine Umschichtung der Gesellschaft. Deutschland und Italien, unsere beiden Nachbarländer stellen nach wie vor die grössten Immigrationsgruppen in Zürich. Deren Anteile haben sich aber deutlich verschoben.

Italiener und Deutsche im Vergleich

Während anfangs der 90-er Jahre in den meisten Stadtquartieren mehr Italiener als Deutsche lebten, sieht das Bild heute anders aus. Den grössten Shift erlebte das Quartier Escher-Wyss.
In der interaktiven Graphik kann über die Zeitachse das Jahr gewählt werden, über Mouseover oder Touch auf die Quartiere erhalten Sie Detailinformationen.

1993 Die Wirtschaft stagniert, aber der Züri Slogan lautet «Der Aufschwung beginnt im Kopf». Der Technopark ist fertig gebaut.
1994 Die Schweiz und die EU eröffnen in Brüssel die Verhandlungen zu den bilateralen Abkommen.
1995 Zürich West ist noch nicht angesagt. Die neu gegründete Genossenschaft «Kraftwerk1» sucht nach einem Gelände. Was vorher undenkbar war, tritt ein. Oerlikon-Bührle tritt auf das Angebot der ehemaligen Häuserbesetzer ein und die Siedlung inmitten des Industriequartiers entsteht.
1996 Der damalige Stadtpräsident Josef Estermann initiiert einen runden Tisch, das Stadtforum. Man verhandelt über die Entwicklung in Gebieten der Stadtkreise 4, 5 und 9 mit dem Ziel, diese Gebiete städtebaulich aufzuwerten.
1999 Die Stadt lanciert die Initiative 10 000 neue Wohnungen für Zürich. Das Areal der ehemaligen Escher Wyss AG wird stückweise verkauft.
2002 Konkurs der Toni AG. Das Areal «West-Side» auf dem ehemaligen Steinfels Areal fertiggestellt.
2004 Verlässt Maag Gear als letzter Industrieproduzent das ehemalige Areal der Maag-Zahnräder AG.
2008 Viadukteinbauten in den Bögen der SBB, Beginn der Arbeiten.
2009 Beginn der Bauarbeiten Toni Areal (heute ZHDK)
2011 Der Prime Tower auf dem Areal der ehemaligen Maag-Zahnräder AG wird offiziell eröffnet. Die inzwischen grösste Wirtschaftskanzlei der Schweiz, die Homburger AG, ist im Prime Tower. Die Zahl der Anwälte betrug beim Einzug 120 bis 140.
2014 Zogen die Hochschulen in das Gebäude ein der ehemaligen Toni AG ein.

Wer zieht wohin?

Welche Bevölkerungsgruppe bevorzugt welche Stadtquartiere? Welches Quartier hat am meisten Zuwanderung? Wie haben sich diese Tendenzen über die beobachtete Zeitspanne hin verändert?
Die interaktive Graphik gibt Auskunft. Über die Zeitachse kann das Jahr gewählt werden, über Mouseover oder Touch auf die Ströme erhalten Sie Detailinformationen.

Silke studierte Ingenieurin in Dresden. Nach ihrem Abschluss 1994 gab es die DDR nicht mehr und die deutsche Maschinen­industrie lag am Boden.

Über Praktikas bei Dornier gelangte sie nach Konstanz, wurde durch Umschulung Netzwerksupporterin, fand eine Stelle in der Schweiz und arbeitete bei Maag auf dem Escher-Wyss Areal in Zürich:

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Von Konstanz aus habe ich mich dann beworben, auch in der Schweiz. Weil es halt doch ein näherer Arbeitsmarkt ist als die Region Stuttgart mit dem Bodensee dazwischen. Zudem wollte ich eigentlich ganz gern in Konstanz bleiben. Praktisch die erste Stelle auf die ich mich beworben hatte, bei der Itris dazumal, habe ich auch bekommen. Für die Itris war ich dann als erstes für die Maag Firmen tätig, also Maag Gear und Maag Pump Systems, die beide noch am Standort Maag Areal (Escher-Wyss) tätig waren zu der Zeit, mit Produktion und allem drum und dran. Sie hatten aus der Geschichte heraus noch ein gemeinsames Netzwerk, aber schon unterschiedliche Eigentümer. Die Maag Pump Systems gehörte zum Textron Konzern während Maag Gear zum FLS Konzern, einem dänischen Mischkonzern gehörte.

Zu der Anfangszeit, wo ich bei den Maag Firmen war, gab es auch noch die Härterei. Die Härterei wurde dann aufgelöst, die ganzen Maschinen zur Wärmebehandlung nach Polen verfrachtet. Dann zogen die Gebrüder Freitag ein und haben dort ihre Blachen zugeschnitten. Die Härterei war effektiv mal die Wärmebehandlung von unseren Zahnrädern, genauso wie die heutige Maag Music Hall eine Fertigungshalle war, dort wurden Getriebe gefertigt.

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Silke erzählt

Maschinenhalle 3-Zylinder-Kolbendampfmaschine von Sulzer-Escher-Wyss, ca. 1935
Zahnradschleifmaschine SE 202 und Arbeiter in der MAAG-Zahnräder und -Maschinen AG, 1984

Die bauliche Entwicklung des Escher-Wyss Areals

About

Diese Story entstand 2017 als freie Arbeit im Rahmen eines Diplomprojekts (CAS) im Bereich Datenvisualisierung an der HKBern.

Autorin: Hanna Züllig
Idee, Konzept, Recherche, Texte, Infografiken, Gestaltung und Programmierung. Falls nicht anderweitig aufgeführt, liegt das Copyright für sämtliche Inhalte bei Hanna Züllig Anfragen und Kontakt.

Danke: An Silke für die Bereitschaft zu erzählen, an Emanuel Tschumi für Interesse, Inputs sowie Support bei der typographischen Gestaltung, an Raphael Frei für Rendering, an Susanne Hofer und Andrea Birkhofer für Feedbacks.

Datenquellen:
Stadt Zürich, Open Data

Bildquellen :
  • Maschinenhalle 3-Zylinder-Kolbendampfmaschine von Sulzer-Escher-Wyss, ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv / Fotograf: Unbekannt / Ans_00915-F / CC BY-SA 4.0
  • Zahnradschleifmaschine SE 202 und Arbeiter in der MAAG-Zahnräder und -Maschinen AG, 1984, Zürich, Foto: Hans Meier © Schweizerisches Nationalmuseum
  • Bildcollage Escher-Wyss Zürich, Kreis 5 1998 ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv / Fotograf: Comet Photo AG (Zürich) / Com_FC24-8005-0261 / CC BY-SA 4.0

Inhaltsquellen: